… und so ergeht’s dem Yannik in London.

Mai 16, 2007 um 9:08 pm | Veröffentlicht in Monatsberichte | Hinterlasse einen Kommentar

Hallo an alle,

die Zeit vergeht mal wieder in Windeseile und mit nur noch wenigen Monaten, bevor mein Jahr hier schon wieder vorbei ist, ist ein neuer Bericht aus London dringend fällig!

Der März, April und Mai waren meine bisher vollsten (und sehr schöne) Monate und es ist gar nicht so einfach alle wichtigen und spannenden Ereignisse aus dieser Zeit aufzuschreiben. Also am besten der Reihe nach:

Anfang März bin ich von einem schönen Zwischenseminar und Kasselaufenthalt wieder hierher zurückgekommen und habe zwei Wochen lang gut zu tun gehabt. An der Arbeit ist vor und nach den Ferien für mich immer am meisten zu tun und ich wurde überraschend gebeten worden, in der deutschen Grundschultheater -Ag mitzuhelfen, die inzwischen von so vielen Schülern besucht wird, dass ein Lehrer nicht mehr ausreicht, die Kinder zu betreuen. Ihr könnt euch vorstellen, dass mir auch diese Aufgabe viel Spaß macht. Natürlich bin ich nicht großartig an der Planung der Stunden beteiligt, sondern beschäftige vor allem die Kinder, die nicht auf der Bühne proben, aber das ist mir ganz recht so. Die Eigenverantwortung meiner Film-Ag sowie der Grundschulzeitung reichen mir fürs Erste vollkommen. Mein Respekt vor Lehrern wächst in letzter Zeit gewaltig, wenn ich merke, wie lange ich brauche (bzw. bräuchte, immer schaffe ich das nämlich nicht) um eine Stunde sorgfältig vorzubereiten. Besonders in der Grundschule hat es aber bisher sehr gut geklappt. Die Schüler sind einfach sehr motiviert und so haben wir gemeinsam schon Mindmaps erarbeitet und in Bälde will ich sie ihre ersten kleinen Artikel schreiben lassen.

Im Gegensatz dazu bin ich recht frustriert, was die Film-AG angeht und gedenke diese in Kürze auslaufen zu lassen. Die Schüler tauchen nur sehr unregelmäßig auf und brauchen dann sehr viele Anstöße und Unterstützung, um etwas zu erarbeiten (um nicht zu sagen, dass sie hoffnungslos unkreativ und demotiviert sind)! Durch ihr häufiges Fehlen müssen wir zudem jedes Mal wieder von vorne anfangen und kommen nicht voran. Der Arbeitsaufwand den ich im Gegensatz dazu habe, lohnt sich einfach nicht und so habe ich den Schülern angekündigt die AG einzustellen, wenn sie nicht regelmäßiger erscheinen.

Aber zurück zum März! Auch außerhalb der Arbeit war in diesem Monat viel los. Direkt nach dem Zwischenseminar kamen Katharina und Lisa hier vorbei und wir haben sechs tolle, gelegentlich anstrengende, aber immer sehr lustige Tage in London verbracht! Sei es gemütliches Ausspannen mit den Löwen vom Trafalgar Square, die Eroberung des Londoner Nachtlebens und anschließend stundenlanges Warten an der Bushaltestelle mit einmaliger Nachtgymnastik oder die Erkundung des englischen Süßigkeiten – Marktes (Cadbury-Crèmeeier sind schon was Feines…), wir hatten viel Spaß!

Leider waren sie dann zu meinem Geburtstag nicht mehr da, der aber trotzdem sehr schön war. Allerdings stand er ein wenig hinter der auf ihn folgenden Woche zurück. Nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei Konzerten bin ich Ende März endlich dazu gekommen, London’s unvergleichliches Musikangebot zu nutzen. Trotz größerer Vorfreude auf die Shins, hat mich letztlich das zweite Konzert von Kasabian, das in der Royal Albert Hall stattfand, noch stärker begeistert! Allein die Location (um auch ganz cool zu klingen) war einfach genial und Joachim (ein anderer Zivi vom SFD, der in der Nähe von Cambridge arbeitet) und ich hatten unseren Spaß! Es war ganz gut, das nach dieser vollen Woche erstmal Osterferien in der Deutschen Schule waren und ich somit alles ein bisschen ruhiger angehen konnte. Neben einem Besuch in Cambridge, kam meine Mutter für ein paar Tage vorbei und bei genialem Wetter bin ich mit ihr endlich mal wieder dazu gekommen, einfach London und die Umgebung zu erkunden. 

Als dann Mitte April die Schule wieder angefangen hat, ging es für mich trotzdem nicht zurück zur Arbeit, zumindest nicht zum Arbeitsplatz. Nach ewiglangen Diskussionen und ständigem Nachfragen hatte die Schulleitung endlich nachgegeben und mich als Begleitung mit auf die Klassenfahrt der vierten Klasse fahren lassen. Also sind Tina, die Klassenlehrerin, Britta, eine Mutter, die ich witzigerweise bereits kannte, da ihre Tochter mit mir aufs WG gegangen ist, und ich mit 30 Kindern in ein typisch englisches Feriencamp gefahren.

Die Woche war eine tolle Abwechslung und wahrscheinlich meine schönste Arbeitswoche hier, auch wenn sie unter einem schlechten Stern stand. Denn Tina war schon bei der Abfahrt krank und so erlebte ich die erste Klassenfahrt, bei der sich die Lehrerin übergibt und nicht die Kinder. Offensichtlich vertrug Tina ihre Antibiotika nicht und so versuchten Britta und ich gerade in den ersten beiden Tagen, sie soweit es ging, zu entlasten und die verschiedenen Aktivitäten mit den Kindern durchzuführen. Ich bin im Nachhinein wirklich dankbar, dass nichts passiert ist, wenn ich mit 15 Kindern allein unterwegs war!

Einen Unfall hatten wir allerdings trotzdem, als die Kinder Fangen spielten und eines dabei mit offenem Mund auf Schotter fiel und dementsprechend kräftig aus dem Mund blutete. Zum Glück stellte sich aber nach dem Arztbesuch heraus, dass alles halb so schlimm war.

Zusammengefasst habe ich besonders die Abende genossen, wenn Tina, Britta und ich zusammengesessen und uns noch lange über alles Mögliche unterhalten haben. Weniger schön fand ich es hingegen, wenn am nächsten Morgen um halb sechs dann das erste Kind an meiner Tür klopfte, weil es nicht mehr schlafen konnte, und sich unbedingt unterhalten wollte. Genauso war es einerseits toll, soviel Zeit mit den Kindern zu verbringen, andererseits war ich nach einer Woche ohne eine Minute für mich selbst aber auch so ausgelaugt wie selten zuvor. Prompt bin ich direkt im Anschluss an die Klassenfahrt krank geworden und lag eine Woche mit einer Grippe im Bett. Das war das Kontrastprogramm zu der Klassenfahrt, wo immer jemand um mich herum war und mehr als eine Woche ohne jemanden zu sehen, hätte ich glaube ich, echt nicht ausgehalten.

Hiermit sind wir dann auch im Mai angekommen! Nachdem ich durch Klassenfahrt und Krankheit schon zwei Wochen nicht mehr in der Schule gewesen war, fand ich es beinahe unangenehm, dass ich ab Anfang Mai einige Tage Urlaub genommen hatte, um Lisa und Anne in Göteborg zu besuchen. Aber dieses Gefühl hielt auch nur solange an, bis ich ins Flugzeug gestiegen war und ich habe entspannende und tolle Tage im schönen Göteborg verbracht. Lisa hat das Privileg in einer (ohne nette Gäste meiner Meinung nach viel zu (; ) großen Wohnung zu wohnen und von diesem gemütlichen Hauptquartier aus, haben wir Göteborgs Innenstadt, die Natur um die Stadt herum samt einem klischeegerechten wunderschönen See, den Anne uns gezeigt hat, sowie die Schären vor Göteborg erkundet.

Letzte Woche Montag bin ich zurückgekommen und habe mich diese Woche mit einiger Mühe wieder an ganz normales Arbeiten gewöhnen müssen. Es war aber auch schön nach mehreren Wochen endlich wieder zu meinem Sprachkurs oder dem wöchentlichen Badminton – Spielen zu gehen!

 

Ich hoffe, dass es euch allen gut geht,

 

Viele Grüße aus London,

Yannick

2. Quartalsbericht aus Schottland.

April 14, 2007 um 9:48 pm | Veröffentlicht in Monatsberichte | Hinterlasse einen Kommentar

14.4.07

2. Quartalsbericht 

Schon über ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem ich hier in Schottland mein grandioses Freiwilliges Soziale Jahr begonnen habe und über die Hälfte meines FSJs ist damit vorüber. Der Frühling steht vor der Tür und jetzt kann der bessere Teil meines Aufenthaltes beginnen. Seit zwei Wochen scheint die Sonne, es ist warm und das Hostel und die Straßen sind belebt. Da steigt doch direkt die Stimmungslage.

Ich fange ganz einfach mal da an, wo ich meinen letzten Bericht aufgehört habe:

 

Nach dem sehr regenreichen Dezember stand Weihnachten vor Tür und mein Urlaub in Deutschland dazu. Am Heilig Abend bin ich nachmittags gut in Deutschland angekommen und hab mich sehr wohl gefühlt, zwei Wochen unter Familie und Freunden zu sein. Tatsächlich war ich am Ende ein wenig traurig, wieder nach Schottland zu fliegen, wenn auch glücklich zugleich, denn mir gefällt es hier weiterhin sehr gut. Ich hatte so viel Spaß mit meinen Freunden in dieser Zeit, dass ich dachte, mir wird genau dieser Spaß sehr fehlen, wenn ich ins graue und im Winter etwas langweilige Schottland zurück komme. Doch in dem Moment, als ich in meinem Zimmer im Hostel meine Tasche auf den Boden legte, überkam mich ein Gefühl der totalen Freiheit und mir wurde klar, dass dieser Urlaub in Deutschland eben nur ein Urlaub war, und mein zu hause nun mal jetzt in Schottland ist. Hier bin ich mein eigener Boss, hier bin ich ganz Unabhängig und Selbstständig und auf diese Dinge will ich nicht mehr verzichten.

Ab dem neuen Jahr verlief meine Zeit hier ein wenig anders als vorher. Ich bin in den letzten Monaten fast gar nicht mehr über die Stadtgrenze Stirlings hinausgekommen. Im vergangenen Jahr bin ich durch ganz Schottland gereist und ab Januar hab ich fast ausschließlich im Büro gearbeitet. Erst letzte Woche bin ich mit dem Auto zwei Mal in die Highlands und nach Inverness gefahren, um dort einige Dinge abzuliefern und habe unterwegs bei der einen oder anderen Sehenswürdigkeit Halt gemacht. Die Büroarbeit der letzten Monate hab ich sehr genossen. Ich bin weiter mit meinen Kollegen zusammen gewachsen und wir sind nicht nur auf der Arbeit ein richtig gutes Team geworden. Seit Januar hatte ich eine neue Aufgabe bekommen, die ich mir mehr oder weniger selber besorgt habe. Fast 8 Wochen lang habe ich eigentlich täglich an einer Webseite für mein Hostel gearbeitet. Habe das Design entworfen, Artikel über das Hostel und über Stirling und seine Umgebung geschrieben und Fotos geschossen. Das Fotografieren hat mir dabei am meisten Spaß gemacht, da wir eine neue Digitalkamera für die Firma bekommen haben. Bisher hatte nur ich sie in der Hand und ich will sie gar nicht mehr hergeben. Auch über Stirling habe ich durch das recherchieren viel erfahren. Zum Beispiel das hier: In Stirling gibt es ein Museum, das den ältesten Fußball der Welt ausstellt. (Toll, oder? Hab ihn aber noch nicht gesehen.)

Nach 8 Wochen Arbeit ist die Webseite jetzt endlich online, und wen es interessiert, wie mein Hostel und Stirling ausschaut, der kann ja mal auf http://www.stirlinghostel.co.uk klicken.

 

Das Leben im Hostel war den ganzen Winter eigentlich eher ruhig und langweilig. Es war nur ab und zu belebt durch verschiedene Gruppen, die übers Wochenende hier zu besuch waren, ansonsten waren nur eine Handvoll Gäste pro Nacht hier. Mit Gästen hab ich deshalb wenig zu tun gehabt, dafür umso mehr mit einheimischen. Mit meinen Kollegen im Hostel (alles Jugendliche) die hier hinter der Rezeption oder in der Küche arbeiten, bin ich relativ häufig unterwegs. Und was haben wir alles unternommen? Eigentlich nur abends in Pubs, Bars und Diskos unsere Zeit vertrieben, denn sonst gab es hier nicht viel zu tun im Winter. Und deshalb habe ich mich um so mehr auf den Frühling gefreut, der jetzt endlich vor der Tür steht, damit mal ein wenig Abwechslung in meinen Alltag kommt.

 

Zu Karneval war ich natürlich auch wieder zu hause, denn die schönste Zeit im Jahr kann ich mir ja nicht entgehen lassen. Und viel mehr als „Karneval war echt super“ kann ich dazu auch nicht sagen und am liebsten hätte ich dieses Jahr 2 Wochen Karneval gefeiert. 

 

Wenn ich mir von den ca. 25 Hostels, die ich bisher von unserem Verband gesehen hab, das Schönste heraus suchen sollte, dann würde ich sagen, dass mir Stirling Hostel am besten gefällt. Doch ein weiteres Hostel fasziniert mich ganz besonders. Wir haben ein Hostel mitten in der Wildnis, ganz abgeschieden von der Außenwelt. Offiziell ist es nicht einmal mehr mit dem Auto zu erreichen. Alle Gäste müssen mit dem Zug anreisen, und dann noch ein wenig zu Fuß gehen, um dort anzugelangen. Das Hostel liegt direkt am Ufer von Loch Ossian und auf dem Grundstück der Tochter des schwedischen Erfinders von Tetrapack. Ein Kollege und ich wurden vor einigen Wochen dort hingeschickt, um dem Hostelmanager zu helfen, eine Lieferung von 2 Tonnen Kohle in sein Hostel zu tragen, denn nur so kann es beheizt werden. Das ist das umweltfreundlichste Haus, was ich je gesehen hab. Strom durch einen hauseigne Windturbine, Wärme durch Holz und Kohle, der Anstrich des Hauses ist Fledermausfreundlich (???), Toiletten sind nur Löcher, Selbsttrocknende Seife zum Abwaschen der Hände, „Keine Duschen“, Abwasser wird von einer Anlage neben dem Haus gereinigt, bevor es in den See abgelassen wird, jeglicher Müll, angeschleppt von Gästen, muss wieder mitgenommen werden, und so weiter….. Na ja, der Hostelmanager riecht auch dementsprechend. Er wohnt übrigens schon seit 4 Jahren da, alleine mit seinem Hund und von September bis April hat das Hostel geschlossen. Vorher hat er in London in einem Casino gearbeitet; was für eine kulturelle Umstellung. Auf jeden Fall hat der Job nur 17 Minuten gedauert und unser nächster Zug kam erst 6 Stunden später und so hatten wir noch Zeit, ein wenig wandern zu gehen und uns dafür auch noch bezahlen zu lassen. Der Bahnhof in der Nähe ist übrigens nur eine Plattform mit einem Haus (Ein Restaurant, keine Ahnung, ob die schon bemerkt haben, dass keine Gäste vorbei kommen) mitten im nichts und war Drehort für den Schottischen Film Trainspotting. Ich war jetzt schon zum dritten Mal dort und mir gefällt es immer besser, je höher ich klettere. Hirsche laufen auch frei herum und zwar en Masse. Schottische Wildnis pur.

 

Mitte März stand das Zwischenseminar des Sfd in Kassel an und für alle, die nicht wissen, was es damit auf sich hat, kommt hier eine kurze Erklärung: Jeder Fsjler muss 25 Seminartage während seines Freiwilligen Sozialen Jahres hinter sich bringen. Unser Einführungsseminar hat Anfang September stattgefunden und nun stand also das Zwischenseminar an. Was wir auf diesen Seminaren machen? Gruppengespräche über unsere Auslandsaufenthalte und andere soziale Themen, Gruppenspiele (ja, auch lustige Kinderspiele), Soziale und kulturelle Einrichtungen besichtigen, Sport, Kochen, und noch andere lustige Dinge. Auch dieses Seminar war wieder hervorragend vorbereitet (dass muss ich sagen, denn auch der Sfd liest immer fleißig mit) und es hat mir riesig Spaß gemacht die anderen Fsjler wieder zu treffen und mal zu hören, wie es ihnen ergangen ist. Dass die meisten von ihnen ein Meer vor ihrer Haustür haben, hat mich etwas neidisch gemacht, aber man kann ja nicht alles haben. Wasser gibt es hier ja trotzdem mindestens genauso viel. Nach dem Seminar habe ich noch 5 weitere Tage Urlaub in Deutschland genommen und die Zeit mit einer ganz lieben Freundin verbracht, die kürzlich aus Australien wieder gekommen ist.

 

Jetzt bin ich seit über 2 Wochen wieder in Schottland, wo der Frühling begonnen hat. Im Rückblick hat mir Schottland in den letzten 6 Monaten sehr gut gefallen und deshalb bin ich mir sicher, dass mir Schottland im Sommer und in der Hochsaison erst recht gut gefallen wird. Als ich hier angekommen bin, war die Saison fast vorüber und ich hab noch erlebt, wie viel Spaß man in einem Hostel haben kann, wenn es voller Jugendlicher ist. Und genau auf diesen Spaß freu ich mich riesig, wenn es hier endlich losgeht. In zwei Wochen werde ich mit meinem Bruder für 4 Tage nach Irland fliegen und danach einen Sprachkurs in Spanisch beginnen, auf den ich mich sehr freue. Also, der Sommer kann kommen!

 

Dominik Senk

 

 

1. Quartalsbericht vom Berni und dazu noch ein paar bunte Bilder.

Januar 31, 2007 um 9:39 pm | Veröffentlicht in Monatsberichte | Hinterlasse einen Kommentar
  1. Quartalsbericht von Bernie Wienk-Borgert

Blau. Die dominierende Farbe, die den jungen Mann umgab, war Blau. Das Wasser des Meeres, dass vollkommen klar zu sein schien und an dessen Grund sich Steine, Algen und Sand abwechselten strahlte ihm Azurblau entgegen. Der Himmel tat das seinige und zeigte sich von seiner Besten Seite. Sonne und Blau. Der junge Mann wirkte fast berauscht und staunte nur wortlos und andächtig über die Szenerie. Hier also, wo in der Ferne am Horizont Himmel und Meer ineinander liefen und wo abends die Sonne bilderbuchreif im glänzendem Spiegel aus Wasser versank, sollte er für ein Jahr sein Lager aufschlagen und seinen Zivildienst ableisten. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er versuchte die Situation mit allen erlebten Urlaubssituationen zu vergleichen. Aber es gelang ihm nicht. Vielmehr kam er zur Einsicht, dass jeder Ort für sich einmalig ist. Alle sind irgendwie anders und alle werden mit Erlebnissen und Gefühlen verbunden die immer unterschiedlich sind.

„Platsch!“. Aus seinen Gedanken gerissen bemerkte der Junge Mann, dass sein Freund und Kollege schon wieder einmal schneller im Wasser war, als er sich umziehen konnte. Und da er mit Meerwasser, egal bei welchen Temperaturen, eh schon immer seine Anfangsprobleme hatte, verlor er den Gedankenfetzen an alte Zeiten und sprang ebenfalls in die halbsmannshohen Wellen des Mittelmeers.

So oder so ähnlich spielte sich eine der vielen „Ins-Meer-Gehen-Situationen“ ab, die ich Anfang Oktober bis Ende Dezember noch erleben konnte. Und nun nach knapp mehr als 4 Monaten Sanary-Erfahrung steht ein weiterer Bericht über mein Leben hier an. Seit dem letztem Mal, als ich in die Computertasten haute, ist viel passiert und viele schöne aber auch frustriende Momente sind erhalten geblieben.

Es ist nun endgültig „Winter“ hier an der Mittelmeerküste. Nur das man das Wort Winter hier eher mit einem Frühling oder Spätherbst in Deutschland vergleichen könnte. Die aktuellen Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung mal rausgerechnet. Und doch hinterlässt diese Jahreszeit in Sanary ihre Spuren:

Jede zweite Bar oder Restaurant ist geschlossen, Geschäfte schließen für ganze Monate und überall werden neue Baustellen eröffnet. Kitschige, aus dem amerikanischem abgekupferte Weihnachtsdeko wird in der ganzen Stadt verteilt und in den Vorweihnachtsabenden gleicht Sanary eher einem blinkendem und in allen Farben leuchtendem Las Vegas. Selbst die Kirche wird zum „Kunstobjekt“ und muss als Fassade für projizierte Engelsbilder dienen.

Im Centre Azur, meiner Arbeitstätte spiegelt sich diese Jahreszeit dadurch wieder, dass immer weniger Gruppen zum übernachten kommen und wenn dann, es meistens Yoga- oder Ärztegruppen sind, die sowieso regelmäßig kommen. Der überwiegende Teil der Arbeit im Winter oblag dem Service für Tagesgruppen, darunter auch deutsche Partnerschaftsgruppen und dem Arbeiten im Garten. Für Abwechslung sorgten dann aber die oft stattfindenden Weihnachtsfeiern, Geburtstage und Hochzeiten, bei denen man zwar bis zwei oder drei Uhr morgens arbeiten musste, es aber doch immer recht lustig zuging.

Insgesamt betrachtet hat diese Jahreszeit aber auch ihre guten Seiten, denn ich kann nun, soweit es mein Arbeitsplan zulässt, mit einer Gruppe von Rentnern in der näheren und auch in der weiteren Umgebung wandern gehen. So lerne ich einerseits die Gegend hier kennen und andererseits komme ich mit den Menschen in Kontakt und kann mich sehr angeregt unterhalten. Und die Orte an denen gewandert wird, waren bisher einfach unglaublich schön und intensiv. Sowohl Klippen, die dann abrupt steil abfallen ins Wasser, als auch ebene vom Waldbrand verödete Landschaften hab ich so schon kennen gelernt.

Das Verhältnis zum weiterem Personal des Centre wurde und wird in den letzten Monaten immer besser. Sowohl Francois, der Chef und „Mitdarsteller“ meines letzten Berichts, als auch seine Frau Funny sind sehr nette und fürsorgliche Menschen. Mit Ihnen kann man über Probleme reden und man versucht dann gemeinsam eine Lösung zu finden.

Bestes Beispiel hierfür ist die Schlacht um Urlaub:

Jeder trägt seine Wünsche vor und man versucht gemeinsam zu organisieren. Und wenn es zum Wunschdatum nicht funktioniert, dann wird eine Ausweichmöglichkeit gesucht.

Das einzige Problem was ich mit ihm hab, ist, dass seine Arbeitsaufgaben oft nach Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aussehen und teils wirklich unlogisch oder sinnlos sind. Dann aber wiederum ist er auch nicht sauer, wenn man eineinhalb Stunden früher aufhört als vorgesehen.

Mit Laurent dem Küchenchef verstehe ich mich eindeutig am Besten. Zwar ist er immer ein bisschen hektisch und sehr fordernd, aber er versteht Spaß und ist nach Francois die große Stütze im Centre. Ich durfte auch schon als einziger Zivi aktiv ins Kochen mit eingreifen und die Kuchen für die Gäste backen. Und schließlich war es Laurent, der mit Francois schon vorab über unseren Urlaub an Weihnachten redete und ihn auch dazu überredete.

Zum Verhältnis mit allen anderen kann ich nur sagen, dass wir immer mehr zusammenwachsen und jeder seine Probleme mit allen teilt. Ich will nicht sagen, dass wir eine Familie sind, denn dafür war die Zeit zu kurz, aber ich möchte behaupten dass wir doch ein gutes Team sind, auf das man sich im Ernstfall stets verlassen kann.

Die größte „Neuerung“ die mich hier in Sanary ereilte kam dann am 1. Dezember 2006. Tasja, eine 29-jährige Sonderschullehrerin aus Karlsruhe (mein Gott ist die Welt klein) verbringt acht Monate Praktikum im Centre Azur und wir müssen uns seitdem unser MAS zu dritt teilen.

Tasja ist eine von der Sorte, die älter denkt und meint sie wär schon Mitte 40. Sprich sie gibt gern ihr Wissen über Koch und Putzkünste weiter und über ihre sehr weitläufige Verwandtschaft. Ich war anfangs nicht sehr positiv angetan von ihr, denn ihre erste „große Tat“ war es unseren schlampigen, unordentlichen aber eben lebbaren Haushalt umzukrempeln und einen Putzplan, schwarz-weißer Ausdruck für bedingungslose Unterwürfigkeit gegenüber dem weiblichem Perfektionismusbewusstseins, aufzustellen der seitdem akribisch eingehalten werden muss. Mittlerweile bin ich aber zur Einsicht erlangt, dass eine saubere und ordentliche Wohnung sehr viel zum Klima und Wohlbefinden beitragen kann.

Das Ansehen Tasjas stieg also von Tag zu Tag und heute ist sie eine sehr nette, gesprächige und fröhliche Mitbewohnerin, die uns oft animiert mal aus dem Loch rauszukommen und die Umgebung zu entdecken.

Von was ich seitdem ich hier bin, sehr stark profitieren konnte, ist die durch unseren Chef gegebene Möglichkeit Freunde und Freundin so oft kommen zu lassen wie wir wollen. Vorausgesetzt wir halten uns an gewisse Spielregelen.

Dadurch hat mich meine Freundin schon 3 Male hier besucht und seitdem es die günstige Verbindung mit dem Flugzeug nach Marseille gibt, werden bestimmt noch einige Male folgen. Und alle Besuche von ihr waren in ihrer Form einzigartig. Nicht jeder gleich lang aber alle wunderschön. Hab viel mit Ihr zusammen erlebt und Nizza, meiner Ansicht nach die schönste Stadt Südfrankreichs, haben wir auch unsicher gemacht. Ich merke jedes Mal wie wichtig diese Besuche für mich sind. Ohne sie würde ich das hier echt nicht schaffen.

Und es ist schön zu wissen, dass eine Beziehung auch über 900 Kilometer hinweg hält und halten wird.

Zum Glück gab’s ja auch noch die Zeit über Weihnachten, in der ich nach langer Diskussion zuhause sein durfte. Und ich muss sagen, dass das wirklich richtig gut tat in seinem altem Milieu zu sein und in seinem altem Leben mit all den Freunden und Verwandten. Noch nie hab ich diese Zeit so intensiv gefühlt und genossen.

Doch der Abschied kam schneller als gedacht und Silvester war dann wieder arbeiten an der Tagesordnung.

Unterbrochen von einer weiteren vom Chef „gezwungenen aber doch lohnenswerten“ Urlaubspause in Deutschland verläuft mein Leben in Sanary seitdem wie obig beschrieben.

Im März findet das obligatorische Zwischenseminar in Kassel statt, zu dem sich wieder alle Zivis aus Europa treffen um ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse auszutauschen. Abgesehen davon dass es in Kassel ist, freue ich mich schon richtig darauf, denn unsere kleine Gruppe ist ein sehr lustiger und stimmender Haufen.

So liebe Freunde des guten und detaillierten Erfahrungsberichtes, ich habe versucht euch einen 360° Rundumeinblick in mein jetziges Dasein zu liefern. Und so möchte ich abschließend nur noch erwähnen, dass es mir insgesamt betrachtet mit meiner Situation doch sehr gut geht. Klar denk ich oft an Zuhause und wünsch mir ich wäre lieber da als hier, aber ich freu mich auf Zeiten in denen ich mehr Arbeit hab und in denen ich am Strand rumhängen kann. Und immerhin sind schon fast 6 Monate wie im Fluge vergangen.

Was allerdings wiederum bedeutet dass schon bald wieder der nächste Quartalsbericht (oder doch Halbjahresbericht) ansteht. So genau weiß ich allerdings nie Bescheid. Freut euch auf die nächsten schwarzen Buchstaben auf Papier und auf die nächste Folge von:

 „Der kleine Zivi von nebenan und seine Abenteuer in Frankreich“.

Genießt noch einen schönen Restwinter und schickt ein bisschen Schnee hier runter. Das wäre mal lustig.

A toute à l’heure

Bernhard



Jonas 1. Quartalsbericht aus Saintes

Januar 23, 2007 um 5:20 pm | Veröffentlicht in Monatsberichte | Hinterlasse einen Kommentar

Auch wenn mit ein wenig Verspätung kommt hier mein 1. Quartalsbericht. Fangen wir Ende Oktober letzten Jahres an.   Nach nun fast zwei Monaten in Saintes kann ich erstmals sagen, dass ich mich wirklich eingearbeitet fühle und mein Arbeitstag zur reinen Routine geworden ist. Meine Aufgaben sind nach wie vor viel Putzen, Küchenarbeit und hausmeisterliche Tätigkeiten, womit ich eigentlich kein Problem habe, außer wenn ich ab und zu die Zimmer der Gäste machen muss, inklusive deren Toiletten. Das ist wirklich nicht mein Ding. Allerdings wurde während der letzten Wochen mein Arbeiteinsatz ein wenig erweitert und ich bin nun mindestens einmal die Woche an der Rezeption tätig, was wirklich viel Spaß macht. Also viel macht man da eigentlich nichts außer viel warten und ab und zu einen Gast einchecken, aber es ist trotzdem einfach schön. Die Arbeit an der Rezeption spornt einen auch an weil man dort alleine tätig ist und man die Verantwortung der ganzen JH auf sich nimmt. Außerdem ist dies die einzige Zeit wo ich mit den Gästen ein wenig in Kontakt komme und das ist zur Abwechselung sehr schön! Da ich der einzige Arbeiter hier bin der mehr Sprachen als nur Französisch beherrscht, werden mir mal zu mal auch Übersetzungen zugeschoben. Meine größte Übersetzung soweit war die der Homepage der Jugendherberge in La Rochelle. Diese Arbeit macht mir besonders Spaß, da es einfach mal was ganz neues für mich ist und eine schöne Abwechselung zum Putzen.   Mein Alltag gestaltet sich nach wie vor sehr einseitig. Lesen, schlafen, spazieren, computern und jonglieren sind somit meine Haupttätigkeiten. Ja, richtig gelesen, jonglieren – ist zwar eine sehr langwierige Arbeit aber an Zeit fehlt es mir ja nicht! Mit drei und vier Bällen habe ich schon kein Problem mehr, mit 5 Bällen ringe ich allerdings noch. Gerne würde ich in meiner Freizeit auch was mit den Gästen unternehmen, allerdings sind diese leider überhaupt nicht in meiner Altersklasse und die wenigen Ausnahmen sind meist nur sehr kurze Zeit dort. Zum Beginn meines Aufenthaltes war es vielleicht ganz schön und erfahrungswert einfach mal alleine zu sein und sich selbst beschäftigen zu müssen, aber irgendwann ist Schluss.   Lange habe ich überlegt und nachgeforscht wie ich mit dieser Situation klar kommen kann oder gar ändern könnte und bin während einer meiner vielen Aufenthalte in Biarritz auf die Lösung gestoßen – ich wechsele die Jugendherberge und gehe nach Biarritz. Einfacher gesagt als getan… Nach vielen E-Mails, Briefen und Telefonaten mit allen möglichen Leuten habe ich es jetzt doch endlich geschafft. Die Jugendherberge in Biarritz hat mich angenommen und mein Chef hat sich einverstanden erklärt mich gehen zulassen. Am 01.02.2007 geht es für mich nun also in Biarritz los, worauf ich mich riesig freue. Wie ich es schon selbst erlebt habe, sind dort viel mehr junge Leute aus aller Welt und einfach eine sehr angenehme und relaxte Atmosphäre – genau so wie ich es mir für mein FSJ vorgestellt hatte.   Weiter geht es mit einem meiner Highlights die ich bis jetzt hier erlebt habe. Im November letzten Jahres war für uns FSJler ein Trip nach Avignon geplant um dort einen 1-woechigen Sprachkurs zu machen. Durch die jedoch geringe Anzahl von Teilnehmern (Niko und Philipp aus Biarritz und ich selbst) und einigen organisatorischen Schwierigkeiten, kam der Sprachkurs letzen Endes doch nicht zu Stande, sodass wir lediglich so eine schöne Woche in Avignon verbrachten. Avignon ist wirklich eine wunderschöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, Geschäften, Bars, etc…alles was das Herz begehrt. Dazu hatten wir noch einen Ortskundigen als Führer – Paul, auch ein FSJler vom Sfd-Kassel der seinen Dienst in der YMCA dort macht. Und da muss ich den Village People gleich zustimmen – ‚It’s fun to stay at the YMCA…’ Besonders spaßig und lustig an dem Trip war auch, dass wir durch Paul einige Spanier, Amerikaner, Deutsche und Engländer kennen gelernt haben, mit denen wir abends auch weg gegangen sind. Es ist immer wieder ein einzigartiges Erlebnis mit einer solch internationalen und super Truppe Dinge zu unternehmen! So etwas erlebt man nun mal nicht oft, wo sich so viele junge Leute von verschiedenen Teilen dieser Erde die sich vorher noch nie zuvor gesehen haben, spontan entschließen etwas zusammen unternehmen und so einen Spaß haben. Nationalitäten, Hautfarben, Religionen spielten überhaupt keine Rolle und es war einfach ein faszinierendes Erlebnis! Für solche Momente habe ich mich für dieses Jahr im Ausland entschieden! Außerdem hatte ich auch das Glück mit diesen Leuten mein 19. Geburtstag zu feiern, was auch super war! Anlässlich meines Geburtstags ist mein Vater auch nach Avignon gekommen mit dem ich dann einen Tag später mit dem Auto durch halb Frankreich gefahren bin um wieder nach Saintes zu kommen…Auf dem Weg haben wir dann noch eine RIESEN Brücke überquert, deren Name ich leider vergessen habe, die aber angeblich die zweit meist besuchte Touristenattraktion in Frankreich ist, nach dem Eifelturm – sehr beeindruckend!  

Über Weihnachten und Neujahr war ich dann wieder in der so geliebten Heimat! Die drei Wochen dort waren sehr erholsam und so konnte ich wieder neue Kraft für meinen bis jetzt nicht so ganz einfachen Aufenthalt finden. Allerdings – und das sag ich ganz offen – fiel es mir nach so einer schönen Zeit mit Family & Friends wirklich extrem schwer wieder nach Frankreich zurück zukehren und ich war kurz davor mein FSJ abzubrechen. Der Gedanke an einen möglichen Wechsel nach Biarritz und die Unterstützung meiner Freunde die mich nach dem Abitur besuchen wollen hat mich jedoch in letzter Minute noch mal umgestimmt.

  Weitere Highlights sind wie immer meine Ausflüge nach Biarritz die ich eigentlich immer unternehme wenn mein Chef mir einige meiner ‚jours de repos’ (Feiertage) zusammenlegt, und das ist generell mindestens einmal im Monat. Es gibt einfach etliche Gründe um immer wieder nach Biarritz zu gehen. Erstens ist dies immer wieder eine Möglichkeit mit Leuten in Kontakt zukommen, was mir in Saintes nun mal ein wenig fehlt, andererseits kann ich dort meinem heiß-geliebten Surfen nachgehen! Auch wenn ich noch(!) kein Surf-Aß bin, macht es mir so wahnsinnig viel Spaß, da es einfach genau in meinem Element ist – Wasser! Da kann es mich auch nicht abschrecken im Dezember oder Januar in den Atlantik zu springen um sich dort in eisiger Kälte von den Wellen herum schmeißen zu lassen. Einfach nur super! Allerdings sind Wind, Wellen und Wetter nicht sehr voraussehbar im Winter, vor allem an der Atlantikküste und somit muss man sich manchmal alternativen suchen. Letzte Woche z.B. war ich auch in Biarritz um dort für meinen Umzug einige Sachen abzuliefern. Das Wetter war schön, allerdings waren die Wellen unberechenbar und durcheinander mit ihren 4m Höhe. So beschlossen wir (Philipp, Niko und ich) spontan einen Ausflug in die Pyrenäen, um dort den ‚Rhune’ zu besteigen, einen schönen Berg an der spanischen Grenze. Das Wetter war phänomenal mit rund 25°C, was damit den Aufstieg wesentlich angenehmer machte. Mit dem Dienstwagen, einem alten klapprigen Bus der sich fährt wie ein Panzer war die Reise dorthin auch kein Problem.   Als abschließendes Wort –  Rückblickend sehe ich auch positives in Saintes. Man hat mich hier gut aufgenommen und immer sehr freundlich behandelt. Ich hatte viele Freiheiten. Lokale Kontakte fand ich leider nicht. Besonders dankbar bin ich, dass mein Chef hier mich nach Biarritz wechseln läßt. Dort freue ich mich darauf, auch Französischkurse besuchen zu können, aber vor allem in einer wirklich internationalen Umgebung mit vielen jungen Menschen aller Herren Länder leben und arbeiten zu können.Jonas Preisler

Philipps Bericht aus Biarritz (besser spät als nie)

Januar 13, 2007 um 5:43 pm | Veröffentlicht in Monatsberichte | 1 Kommentar

1. Bericht von Philipp Dahlhaus, Biarritz

So, hier kommt er nun endlich, mein erster Monatsbericht aus Biarritz.
Am einfachsten ist es wohl chronologisch vorzugehen, also hier ein Versuch:

Abfahrtstag aus Lueneburg war der 17. September, vom Flughafen Hamburg aus ging es nach Borbeaux, von wo aus ich den Zug zum Bahnhof in Biarritz nahm.
Da wae ich also nun angekommen, an dem Ort an dem ich eine lange Zeit verbringen wuerde, wovon nun schon fuenf Wochen vergangen sind.
Abgeholt wurde ich von Luce, einer Mitarbeiterin der Jugendherberge. Scnell machte sie mir klar, dass ich die Zeit bis Anfang November nicht in der Jugendherberge Biarritz, wo sich zur Zeit mein FSJ Mitstreiter Niko aufhaelt, sondern in das nahegelegene Anglet, etwa 4km von der anderen Herberge entfernt. In knapp zwei Wochen werde ich also, meinen Arbeitsplatz von Anglet nach Biarritz verlegen.
Nachdem ich mit Luce kurz in der Jugendherberge in Biarritz vorbeigefahren war und bei dieser Gelegenheit aus Niko kennenlernte, ging es also weiter nach Anglet, wo sich die Jugendherberge erst einmal, im Vergleich zu der neuen grossen Herberge in Biarritz, als kleine Enttaeuschung darstellte.
Hier war alles kleiner, dunkler und weniger neu als dort drueben, was mich besonders neidisch machte und immer noch macht, ist die grosse Leinwand mit Beamer in Biarritz, auf der man an schlechten Tagen ein paar DVDs geniessen kann.
An den ersten drei Tagen nach der Ankunft versuchte ich erstmal meine Umgebung und die Gaeste sowie mitarbeiter soweit es ging kennen zu lernen.
Mit mir arbeiten Luce, etwa Mitte 40, die Hauptsaechlich an der REzeption bescheadtigt ist, Amelie, 26, ebenfalls Rezeption und Seb, 30, der sich um so viele Sachen hier kuemmert, dass ich keine echte uebersicht ueber seine Arbeit habe. Nach drei Tagen traf ich erstmals mit Dominique, dem Leiter der beiden Herbergen zusammen, der mir meine kuenftige Arbeit und Verantwortungen erlaeuterte. Erst einmal wurde ich fuer das Fruehsueck, das heisst Vorbereitung und Abwasch, und den Abwasch des Abendessen, eingesetzt. So fing ich nach drei freien Tagen an zu arbeiten. Zuvor stellte ich einige interessante Dinge fest, zum Beispiel, das die Franzosen unter den Gaesten eine sehr kleine Minderheit bildeten und es auch immer noch tun. Zu der Zeit Ende September war eine Mehrheit der Gaeste Australien, einige Englaender und Iren, wenige Franzosen.
Die Arbeit der ersten Woche war hart, wegen der vollen Auslastung der Herberge plus der vielen Camper auf dem Gelaende, belief sich die Anzahl der Gaeste aud etwa 130, anfangs machte ich die Arbeit noch zusammen mit Billie aus Australien. Dieser jedoch verabschiedete sich nach zweit Tagen anlaesslich einer Hochzeit, so blieb die Arbeit an mir haengen. Morgens dauerte die Arbeit fuer das Fruehstueck oft von 8 bis 12, am Abend ging der Abwasch etwa von 8:30 bis kurz vor Mitternacht. Dies mag sich von den Zeiten her nicht allzu anstrengend anhoeren, doch hierbei handelte es sich um stressige Arbeit unter Zeitdruck, die mit den acht Stunden Arbeit an der Rezeption nicht zu vergleichen ist. Nach einer Woche aenderte sich die Arbeit, morgens sollte ich helfen auf dem Grundstueck der Jugendherberge aufzuraemen, was vergleichsweise sehr entspannt war, am Abend war die Bar angesagt, an der ich nur von 7 bis 9:30 arbeiten musste. Kurzzeitig wurde ich auch an der Rezeption eingesetzt. In den letzten Wochen hat sich meine Arbeit auf das Fruehstueckmachen am Morgen, was angesichts der jetzigen Gaestezahl von etwa 40 keinen Vergleich mehr zu der Anfangszeit bietet, abends muss ich die Kueche um neue Uhr schliessen, Essen gemacht und gewaschen wird jetzt von den Gaesten selber, da die Bar seit dem 2. Oktober geschlossen ist. So hat sich meine taegliche Arbeitszeit auf etwa 3 bis 4 Stunden eingependelt, womit ich mehr als gut leben kann.
Wie ich es mir von einer Jugendherberge erwartet hattte, trifft man hier auf viele nette andere Jugen Leute, mit denen ich am Tage etwas unternehmen kann, die letzten zwei Wochen habe ich Abends, aber auch Tagsueber viel Zeit mit einer Gruppe aus Quebec Kanadiern, franzoesischsprachigen Schzeizern und Israelis verbracht, die leider alle nacheinander in der letzten Woche abreisten, aber mit allen tauscht man am Ende Adressen und e mail aus, so kann man dennoch in Kontakt bleiben.
Ein grosser Teil meiner Zeit Tagsueber wird ebenfalls, wie sollte es in Biarritz anders sein, vom Surfen beansprucht. Teilweise gehe ich mit leuten aus meiner Herberge in Anglet surfen, meistens jedoch treffe ich mich mit Niko in Biarritz, weil dort die Wellen generell kleiner sind.
Noch sind meine Surfresultate noch nicht dort, wo ich sie gerne haette, jedoch habe ich ja noch wirklich genug Zeit. Das Wetter in Biarritz ist durchwachsen, die Tagesteperatur ist noch nicht unter 20 Grad gefallen, bis vor einer Woche war es fast ausschliesslich Sonnig, doch langsam setzt sich das feuchte Atlantikwetter durch.

Hier musste ich nun einen Schnitt setzen. Seitdem ich das letzte mal an meinem Bericht schrieb, ist ueber ein monat vergangen, ich bin am 4.November von Anglet nach Biarritz umgezogen, wo ich mir seitdem mit Niko ein Zimmer teile.
Die Jugendherberge hier ist, wie schon vorher im Bericht beschrieben, sehr anders als die in Anglet.
Die Arbeit die ich verrichte ist im Prinzip die gleiche, morgens liegt der Abwasch an, der heute allerdings mit etwa zehn Leuten beim Fruehstueck recht gut zu bewaeltigen war. Abends muss von Niko und mir die Bar betrieben werden, dies ist allerdings nicht der Fall, wenn nicht genuegend Gaeste anwesend sind.

Am Anfand meiner Zeit hier in Biarritz sah die Lage jedoch nocht anders aus: Da eine Gruppe von den Landesverbandsvorsitzenden der Jugendherbersverbaende, einschliesslich Deutschland, und der Praesident von Hostelling International, dem internationalen Dachverband, eintreffen sollten, musste die ganze Herberge auf Hochglanz gebracht werden.
Mit dieser netten Extraarbeit waren wir ueber fast zwei Wochen gut Tagsueber beschaeftigt, nur manchmal hatten wir noch Zeit das wirklich schoene Wetter zu geniessen. Unverhoffte Arbeit ensteht hier auch durch grosse Gruppen, die Teilweise zu ueber hundert anreisen und dann zusaetzlich zum Fruehstueck mit Mittag- und Abendessen versorgt werden, was fuer uns selbstverstaendlich zwei zusaetzliche Abwaesche bedeutet, die jeweils drei bis vier Stunden dauern koennen.
Genau dieser Fall traf vor drei Wochen ein, die Gruene Partei der Region Pyrenees Atlantique hielt bei uns, konsequent zum Image passend, ihren Parteitag ab. Zur gleichen Zeit waren Jonas, der schon vorher erwaehnt wurde und Felix, ein Freund, der in San Sebastian Sprachkurs machte zu Besuch, die durch den Tag weniger ausgelastet waren und uns Abends gut unterhielten.
Der Besuch der des „Internationalen Komittees“, wie die Verbandsvorsitzenden von Dominique erfuehrchtig genannte wurden, stellten sich als anspruchslose, freundliche und vor allem kleine Gruppe heraus, die ueber den Aufwand, der fuer sie betrieben wurde, ebenso erstaunt waren wie wir.

In der dritten Woche in der neuen Herberge stand etwas besonderes an, naemlich sechs Tage Sprachkurs in Avingnon, wobei allerdings eine Hindernisse auftraten: Nur Niko, Jonas und ich meldeten uns fuer den Kurs an, daher Sah der SFD die Teilnehmerzahl als zu gering um den Krus Stattfinden zu lassen. Nun hatten wir die Fahrkarten bereits besorgt und fuhren also trotzdem los, uebernachten taten wir bei Paul, ebenfalls Zivi des SFD. Auch wenn der Srachkurs nicht zu Stande kam, war Avingon bisher einer der Hoehepuknte des Frankreichaufenthaltes. Wir zwaengten uns zu viert in Pauls kleines Zimmer bei YMCA, seinem Arbeitsplatz. Von dort aus machten wir taeglich Touren an die verscheidensten Stellen Avingnons, unter anderem in den Papstpalast, aber auch der Rest der Stadt war sehr schoen, die perfekt erhaltene Altstadt
mitsamt Stadtmauer gefiehl vor allem mir uns Niko, den Biarritz kann, vor allem im Zentrum, eher als verbaut bezeichnen.
Auch abends hatten wir unseren Spass, mit Paul erkundeten wir das Nachtleben von Avingnon, das einiges zu bieten hatte.

Wieder zurueck in Biarritz, stand zuerst die Gruppe unserer VIPs an, danach jedoch nahm die Arbeitsbelastung Rapide ab. Die Gaestezahl betraegt seit dem um die 20 Personen, die Bar muss an den meisten Abenden nicht mehr geoeffnet werden.
Bis Ende November war das Wetter hier noch sehr angenehm, am 30.11 hatten wir unseren letzten richtigen Strandtag, in der Sonne war es mit Badehose gut auszuhalten, nur die Wellen waren leider ein Durcheinander, so dass uns das Surfen verwaehrt blieb.
Generell sind die Wellen seit dem die kaelte auch uns eingeholt hat groesser geworden, so das eine Hauptbeschaeftigung, das Surfen, an vielen Tagen wegfaellt. Zur Zeit schauen wir uns nach Sprachkursen und Sportvereinen um, in denen man beschaeftigen koennte und vor allem, was bis jetzt wesentlich zu kurz gekommen ist, Franzosen aus der Umgebung kennenlernen.Nach den Weihnachtsferien werden wir uns sicher irgendwo einschreiben. Seit einigen Tagen haben wir nun ebenfalls ein eigenes Auto zu unserer Verfuegung, ein alter Ford Bus, der sich zwar schwer fahren laesst, uns aber kostenlose mobilitaet verspricht, die wir unter anderem gestern und heute schon voll ausgenutzt haben.
In genau einer Woche geht es vorerst wieder zurueck nach Deutschland, bis ich am 10.1 wie schon im September den Flug von Hamburg nach Toulouse zurueck nehmen werde.
Dies soll vorerst das Ende des Berichts sein, sicher wurden viele Hoehepunkte noch nicht erwaehnt, jedoch denke ich der Bericht wird auch so schon mehr als lang genug sein.

Viele Gruesse aus Biarritz, Philipp

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